Rubrik: -
(Treffer aus pharmind, Nr. 09, Seite 977 (2003))
Heun G
Sterilisation von Parenteralia mit Mikrowellen als Alternative zur Autoklavierung / Heun G
Sterilisation von Parenteralia mit Mikrowellen als Alternative zur Autoklavierung
Prof. Dr. Georg Heuna und Steliyan Tinkovb
Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich 7a, Köthen,
und Medical University, Faculty of Pharmacyb, Sofia (Bulgarien)
Die Sterilisation pharmazeutischer Injektions- und
Infusionslösungen im Endbehältnis wird in der Industrie bevorzugt
mit gesättigtem gespanntem Dampf bei 121 °C im Autoklaven durchgeführt.
Im Rahmen der Validierung muß sichergestellt werden, daß die
Arzneistofflösung in allen Behältnissen über die Dauer
von 15 Minuten die Endtemperatur erreicht. Das Verfahren gilt bezüglich
der antimikrobiellen Wirksamkeit als sicher. Probleme können sich
durch die lange Erhitzung bei thermolabilen Wirkstoffen ergeben. Ein potentielles
Risiko stellt zudem die prozeßbedingte Unterbrechung des Produktionsvorgangs
dar.
Eine sehr rasche Erwärmung von Wasser enthaltenden Zubereitungen
kann durch Einstrahlung von Mikrowellen erreicht werden. Üblicherweise
wird hierzu eine Strahlungsfrequenz von 2450 MHz eingesetzt. Insbesondere
für die Sterilisation von Lebensmitteln, aber auch für pharmazeutische
Zubereitungen, liegen aus den letzten 30 Jahren zahlreiche wissenschaftliche
Studien vor. Neben der thermischen Keimabtötung wird häufig
ein nicht-thermischer Mikrowelleneffekt diskutiert, der möglicherweise
auf Wechselwirkungen der elektromagnetischen Strahlung mit Zellstrukturen
und Membranen beruht.
Vor allem technische Probleme bei der Temperaturkontrolle und -steuerung
in den verschlossenen Behältnissen sowie die mechanische Belastung
der Behältnisse durch den aufgebauten Innendruck haben bisher die
kommerzielle pharmazeutische Anwendung von Mikrowellen für die Sterilisation
im Endbehältnis behindert.
Das Japanische Arzneibuch führt als bisher einziges die Mikrowellensterilisation
als Bestrahlungsmethode für wäßrige Parenteralia auf.
Als gesicherter Wirkungsmechanismus wird ausschließlich die hierbei
erzeugte Hitze angegeben.
Ein Mikrowellensterilisator wird derzeit in Japan eingesetzt. Nach der
erfolgreichen Prozeßentwicklung und Validierung werden damit gefüllte,
verschlossene 1- und 2-ml-Ampullen in einem kontinuierlichen In-line-Prozeß
zunächst durch Mikrowellenbestrahlung in 30 Sekunden auf 140 bis
160 °C erhitzt und anschließend bei konstanter Endtemperatur
12 Sekunden sterilisiert. Als wesentlicher Vorteil gegenüber der
herkömmlichen Autoklavenmethode ergeben sich hierbei eine verbesserte
Stabilität thermolabiler Wirkstoffe, eine erhöhte Produktsicherheit
durch die kontaktfreie Temperaturerfassung aller Ampullen mittels Infrarot-Pyrometer
und die Integration in einen kontinuierlichen Verpackungsprozeß
von der Abfüllung bis zur Endkonfektionierung.
Key words Mikrowellensterilisation,
nicht-thermische Effekte · Mikrobielle Inaktivierung ·
In-line-Sterilisation
© ECV- Editio
Cantor Verlag (Germany) 2003